Prof. Dr. Andrew Ullmann, gesundheitspolitischer Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion besucht das Krankenhaus Wangen

Basierend auf dem Artikel von Susi Weber in der Schwäbischen Zeitung, Ausgabe Wangen, vom 24.06.2022.

Auf Einladung des Ortsverbandes Württembergisches Allgäu hat der gesundheitspolitischen Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion Prof. Dr. Andrew Ullmann im Juni das Wangener Krankenhaus besucht. Der Universitätsprofessor für Infektiologie an der Universität Würzburg und Facharzt für Innere Medizin, Hämatologie, internistische Onkologie und Infektiologie informierte sich vor Ort. Er tauschte sich mit den Verantwortlichen der Oberschwabenklinik aus und bekam Wünsche der Geschäftsleitung, Ärzte und Pfleger mit auf den Weg. Ein Besuch mit interessanten Inhalten.

„Wir haben wieder etwas mehr Zulauf“, sagte Dr. Michael Reitmayer, Oberarzt der Wangener Klinik für Innere Medizin, im Zusammenhang mit Covid-Patienten. Auf der Intensivstation lag in der vergangenen Woche ein Patient. Derzeit wird laut Reitmayer auch wieder mit „Normalpatienten“ aufgefüllt: „Wir sind immer unter Volllast.“
Swen Wendt, Leiter des Pflegeund Prozessmanangements, erläuterte, dass am Wangener Klinikum jeweils sechs Covid-Patienten von einem Pfleger betreut werden. Als „Vorbereitung für den Herbst“ werde, so Wendt, „derzeit versucht, die Überstunden runterzubekommen.“

Wie sehr der Belastungsfaktor nach mehr als 830 Tagen Pandemie ist? „Man merkt das schon“, gestand Reitmayer. Wendt merkte an, dass man bei den Auszubildenden zum Kursende hin schon beobachtet habe, „dass sie woanders hindriften.“ Vom ersten Tag an wurde an der Wangener Klinik der Verlauf mit seinen Veränderungen und Wellen dokumentiert.
„Wir sehen, dass die fünfte Welle nicht kleiner ist als alle anderen.“ Würde die fünfte Welle – und damit Omikron – so laufen wie die vorangegangenen Infektionen, hätte man nicht 25, sondern 700 Infizierte im Haus, sagte Reitmayer: „Man sieht den Effekt von Impfen und Mutation.“

Mehr als 900 Infizierte im Wangener Haus machen auch anderes sichtbar: „Der Anteil der Männer ist immer und bei allen Wellen höher als bei den Frauen. Und die Verweildauer bei den Frauen um zwei Tage kürzer.“ Deutlich abgenommen habe auch der Anteil jener, die beatmet werden müssen. „Zum einen, weil Omikron nicht so aggressiv ist und weil wir dazugelernt haben.“ In vielen Fällen sei es gelungen, die Intubation zu verhindern. Verschoben hat sich in der fünften Welle die eingelieferte Klientel: „Sie ist völlig inhomogen geworden.“ Was bedeutet: Ältere wie jüngere Menschen sind mit dabei, geimpfte wie ungeimpfte.

Ullmann erkundigte sich auch zum Thema Triage. „Diskutiert haben wir es auf fachlicher Ebene, gebraucht haben wir sie nie“, sagte Reitmayer. Er wisse auch nicht, ob es hilfreich wäre, würde es eine gesetzliche Grundlage dazu geben: „Ich meine, dass der Menschenverstand und die medizinische Kenntnis im Vordergrund stehen müssen.“
Wendt erklärte, dass es besser sei Stufenpläne zu haben für Ressourceneinsatz und Personal. Schließlich sei eine Situation wie zu den Höhepunkten der Krise nicht lange personell zu schaffen. Die OSK hatte diese Stufenpläne für jeden Standort erarbeitet. Durch einen Intensivkoordinator über alle Standorte konnte die OSK eigene Lösungen finden.

Mit Michael Schuler, OSK-Geschäftsführer für die Bereiche Finanzen, Personal und Infrastruktur, unterhielt sich Ullman über Mehrkostenaufwand, Freihaltepauschalen, Investitionszuschüsse und die Unterschiede der Länder in diesem Bereich.
„Wir müssen uns schon nach der Decke strecken“, sagte Schuler zur OSK-Investitions-Mitfinanzierung durch die Erlöse: „Es geht sich im Moment nicht aus.“ Die „Investition OP-Roboter“ für das Sankt-Elisabethen-Klinikum und zur Tumor-Operation hält Schuler für notwendig, um am Markt zu bestehen: „Die Menschen gehen dorthin, wo die Technologie hoch ist.“

Kleine Einblicke gab Ullmann auch, wohin die Regierungskoalition mit der Krankenhaus-Strukturreform steuern möchte: „Wir wollen Qualität und Spezialisierung reinbringen, die Ambulantisierung am Krankenhaus machen.“ Noch sei vieles spekulativ, allerdings sieht Ullmann „keinen große Dissens“ in der Koalition. Dass die Menschen von stationärer Versorgung sprechen, aber eigentlich die ambulante meinen, sieht auch OSK-Geschäftsführer Schuler: „Wir wollen versuchen, in ambulanter Struktur ein Medizinisches Versorgungszentrum zu gestalten.“ Es ginge auch darum, die „Ressource Arzt“ sinnvoll einzusetzen.

FDP-Kreistagsfraktionsvorsitzender Daniel Gallasch erinnerte an das politische Vorgehen in Sachen Oberschwabenklinik in Vergangenheit und Gegenwart im „großen Flächenlandkreis“ Ravensburg: „Im Ostteil des Kreises ist Wangen die einzige Notfallpraxis und hat in der Wahrnehmung einen hohen Stellenwert.“
Einerseits brauche es die Spezialisierung, andererseits die Basisversorgung für die Bevölkerung: „Das ist der Spagat, den man versuchen muss.“ Um ein Primärversorgungszentrum wie in Bad Waldsee aufzubauen, müsse erst noch investiert werden: „Wir werden versuchen, an der OSK etwas zu gestalten und das auch halbwegs finanziell hinzubekommen.“
Ullmann plädierte für eine „faire Entgeltegestaltung, Effizienzsteigerung durch Strukturwandel und Bürokratieabbau“ – und brachte die Idee von Fahrdiensten in die Gesundheitszentren ins Spiel: „Medizin muss man ganzheitlich denken.“

Abschließend ging es Ullmann um die Wünsche der Krankenhaus-Verantwortlichen. Die Vereinheitlichung des Pflegepersonalstärkungsgesetzes und die daraus resultierende einheitliche Finanzierung des Pflegepersonals stand auf Schulers „Wunschliste“. Reitmayer erinnerte an die Wertschätzung des Personals in der konträren Situation zwischen Krankenhaus-Debatte und immensem Corona-Einsatz. Wendt wünschte sich eine „einheitliche Gestaltung der Prämienzahlung für Pflegeberufe vor allem die in der unmittelbaren Patientenversorgung – und nicht getrennt nach pflegerischer Qualifikation.“

Artikel der Schwäbischen Zeitung, Ausgabe Wangen, vom 24.06.2022 zum Besuch des gesundheitspolitischen Sprechers der FDP Bundestagsfraktion Prof. Dr. Andrew Ullmann in Wangen